Citytunnel Leipzig eröffnet

Citytunnel1Aktuell: 673.000 Euro für Eröffnungsparty am 14. und 15.12.2013

Mit einem großen Festakt für rund 4.000 geladene Gästen wurde am 14. Dezember 2013 der S-Bahn City-Tunnel in Leipzig eingeweiht. Das öffentliche Interesse am anschließenden Eröffnungstag war riesig. Etwa 20.000 Fahrgäste nutzten kostenlose Pendelfahrten. Das Feiern kostete 673 Tausend Euro, teilte Wirtschaftsminister Sven Morlock auf Anfrage der Grünen mit. Etwa 30 Euro je Teilnehmer errechnen sich, sehr üppig! Von den Feierkosten übernähme 486 000 Euro der Freistaat. Wiederum einen happigen Löwenanteil, wie bei den Baukosten für das Mammut-Projekt - der Freistaat zahlt, Minister Morlock hat wieder mal die Prestige-Spendierhosen an. (1.2.2014 Bäu)

Veröffentlicht: Sächsische Immobilienzeitung 5/13, Seite 1


Die bisherigen S-Bahn-, Regionalbahn- und Regional-Express-Linien des mitteldeutschen Raumes Leipzig-Halle führt das Leipziger "Jahrhundert"-Bahnprojekt zusammen und strukturiert sie neu. Die mit dem ursprünglichen DEUTSCHE-EINHEIT Projekt angestrebte Durchleitung des Fernverkehrs leistet der City-Tunnel nicht. Bei zehnjähriger Bauzeit wurden die projektierten Baukosten voraussichtlich um 390 Millionen Euro überschritten die fast alleine vom Freistaat Sachsen getragen werden.

Vier (Stationen) für eine Milliarde (Euro)

      Schon im Jahr 1841 wurde in Leipzig darüber nachgedacht, den eben fertiggestellten Bayerischen-Bahnhof der Südstrecke mit einer Untergrundbahn an den Dresdner-Bahnhof der Nordstrecke anzubinden. Zwei Jahre zuvor war von diesem aus auf der ersten deutschen Fernbahnstrecke erstmals ein Zug durchgehend nach Dresden gestartet; ein Ereignis, dessen 175ste Wiederkehr im kommenden Jahr in Sachsen gebührend gefeiert werden wird.

      Noch weitere male später wurden Trassen konzipiert, Planungen aufgenommen, mal auch für eine Einschienenbahn, zur unterirdischen Verbindung der beiden Stadtbahnhöfe. Doch erst die neuen Bedingungen im vereinten Deutschland eröffneten eine realistische Chance auf Umsetzung des innerstädtischen Tunnelprojektes. 2002 vereinbarten Bund, Bahn, Stadt Leipzig und Freistaat Sachsen Bau und Finanzierung des Citytunnels.

     Im Jahr darauf folgten die Unterzeichnung des Vertrages der Projektpartner mit einem symbolischen Spatenstich am 9. Juli 2003 in der Leipziger Innenstadt und ersten bauvorbereitenden Maßnahmen am Bayerischen-Bahnhof. Er gilt als ältester erhaltene Kopfbahnhof Deutschlands wenn nicht der Welt. Von der Bahnsteighalle der Urzeit ist erhalten der zu den Gleisen querstehende Portikus. Als Denkmal historisch penibelst restauriert, signalisiert er oberirdisch den südlich-letzten Haltepunkt des Citytunnels und könnte sich, sonst ohne Funktion, den Titel des weltweit schönsten S-Bahn-Portikus holen. Spektakulär wurde die Verschiebung des unterfangenen tausende Tonnen Kolosses zur Freistellung des Baufeldes für die oberirdische Gründung der Station Bayerischer-Bahnhof. Auch die weiteren Stationen entstanden in offener Bauweise.

LEONIE im Untergrund

     Von der Startgrube Bayerischer-Bahnhof begann 2006 der Tunnelbau im Schildvortrieb. Die Tunnelbohrmaschine LEONIE, wurde speziell für die technischen und geologischen Anforderungen des Leipziger Projektes entwickelt und von Herrenknecht AG, Schwanau, hergestellt. Mit einem Bohrschild von 9 Meter Durchmesser und einer Maschinenlänge von 65 Meter fraß sie sich durch den Boden und fügte im Vortrieb gleich auch die vorgefertigten Tübbingsegmente zur 40 Zentimeter dicken Betonwandung ein. Ihren tiefsten Punkt erreichen die beiden Tunnelröhren, gebohrte 1,4 Kilometer lang, etwa unterhalb des Leipziger Marktes mit einer Unterkante von 25 Meter. Gezwungenermaßen um die tiefsten Tiefgaragen der Altstadtbebauung mit ausreichend Sicherheitsabstand zu unterfahren.

Nahmhafte Architekten

     Der City-Tunnel erstreckt sich auf eine Länge von insgesamt 5,3 Kilometer einschließlich der Rampen und unterirdischen Stationen. Die Tunnelfahrt beginnt hinter dem neuen Haltepunkt Leipzig Nord, verläuft über vier Tiefstationen bis zur Rampe zum Haltepunkt Leipzig-MDR. Namhafte Architekten gestalteten die vier unterirdischen Stationen: Peter Kulka, Dresden Bayerischer-Bahnhof, Station Markt Kellner-Schleich-Wunderlich, Hannover, Hauptbahnhof-tief Hentrich-Petschnigg&Partner, Düsseldorf. Herausragend wirkt die Station Wilhelm-Leuschner-Platz, als domhohe, mit hinterleuchteten Glasbausteinen tageslichthelle Halle. Architekt Max Dudler, Berlin, wurde dafür mit dem Architekturpreis der Stadt Leipzig ausgezeichnet. Doch sind deren beide oberirdischen Zugangsgebäude stark in Kritik geraten als "Kisten" bezüglich ihrere städtebaulichen Wirkung im anschließenden Altstadtmillieu der Petersgasse.

Kostenexplosion

      Zu Baubeginn war das Finanzierungsvolumen des Projektes Citytunnel Leipzig auf 572 Millionen Euro angesetzt. Die Endkosten, auch heute noch als Schätzung angeben, sind gesamt 964 Millionen Euro. In deren Finanzierung teilen sich der Freistaat mit 500, die EU (EFRE) 225, der Bund 210, die Bahn 18, die Stadt Leipzig 7 und der Zweckverband Nahverkehrsraum Leipzig (ZVNL) mit 4 Millionen. Einzig die Vertragsschließenden der Landesregierung hatten sich auf das Risiko der Übernahme von Kostensteigerungen eingelassen, was den Finanzierungsanteil des Freistaates von 180 auf 500 Millionen Euro hat ansteigen lassen.

      Für und mit der Inbetriebnahme des Citytunnels werden die bisherigen S-Bahn-, Regionalbahn- und Regional-Express-Linien des mitteldeutschen Raumes Leipzig-Halle zusammengeführt und neustrukturiert. Mussten bisher die Züge auf der Nord-Süd-Achse die Leipziger Innenstadt großräumig umfahren, geht es künftig direkt darunter hindurch. Sechs S-Bahn-Linien fahren bis zu einem dichten Taktabstand von 5 Minuten herunter durch die Röhren. Der regionale Zugverkehr wird effizienter, komfortabler und schneller. Reisezeiten verkürzen sich bis zu 40 Minuten. Von der Verkehrsverlagerung hin zum ÖPNV wird eine Minderung gefahrener Pkw-Kilometer, um jährliche 43 Millionen, und der Umweltauswirkungen erwartet. Der Schienenpersonennahverkehr in Mitteldeutschland ist mit der Betriebsaufnahme des Tunnelverkehrs Leipzig am 15. Dezember 2013 für das 21. Jahrhundert qualifiziert, sagt die Bahn. (18.11.2013 Bäu)

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