Die schwebenden Archive Dresdens

Moderne zieht ins historische Blockhaus

AdA11Die einzigartige Sammlung „Archiv der Avantgarden“ kurz AdA des international bedeutenden Kunstsammlers Egidio Marzona geht als noble Schenkung nach Dresden. Mit anerkennender Gegenleistung wird zu seiner Unterbringung das historische "Blockhaus" am Neustädter Brückenkopf der Augustusbrücke im Inneren ausgebaut mit generösen 20 Millionen Euro - mindestens. Außen bleibt das Gebäude in seinem historischen Gewand. 

veröffentlich Sächsische Immobilienzeitung 1/2018, Seite 3

Interim im Japanische Palais Dresden

      Das seit den 1960er Jahren auf 1,5 Millionen Objekte und Dokumente des 20. Jahrhunderts gewachsene Künstlerarchiv AdA soll von den Staatlichen Kunstsammlungen Dresden (SKD) bewahrt, bearbeitet sowie als lebender Sammelort in seiner Gänze der Öffentlichkeit und Wissenschaft zuganglich gemacht werden. Bereits 600.000 der Sammlungsteile sind von der Spree an die Elbe verlagert und in Dresden im Depot des Japanischen Palais untergebracht. Provisorisch, denn der Freistaat Sachsen plant, bedingt mit der Schenkung an die SKD, das Blockhaus am Neustädter Elbufer zum Dauerdomizil des AdA repräsentativ auszubauen. Die einzigartige Sammlung „Archiv der Avantgarden“ (AdA) des Kunstsammlers Egidio Marzona konnte als Schenkung nach Dresden geholt werden. Der Wert des Konvoluts - mehr als 600.000 Dokumente in 4.000 Ordnern dazu etwa 1000 Kunstwerke, Möbel und Design-Objekte - wird auf 120 Millionen Euro taxiert. 

      Der Freistaat Sachsen plant, bedingt mit der Schenkung an die SKD, das Blockhaus zum Dauerdomizil des AdA repräsentativ auszubauen. Das nach Kriegszerstörung wiederaufgebaute (1979 Architekt Manfred Arlt) Gebäude aus barocker Zeit (1739 Zacharias Longuelune), das nach Beschädigung durch Hochwasser 2013 leersteht, findet damit eine angemessene heutzeitige Nutzung.

      In einem europaweiten Architekturwettbewerb mit 103 Bewerbern gewann der Entwurf des spanisch-deutschen Büros aus Berlin Nieto Sobejano Arquitectos. Sie überzeugten die Fachjury mit der exzeptionellen Idee in das historische Gebäude einen isoliert  schwebenden Kubus für das Archiv einzuhängen, einem Form-Raumkonzept, das mit dem schwebenden Depot über dem Lichthof der Museum der Moderne  Albertinum (2010 Architekturbüro Staab, Berlin)  Dresden nicht ungewohnt ist. Die entwickelte Raumerschließung von etwa 1.900 Quadratmeter Nutzfläche zeigt sich überzeugend in ästhetischer Klarheit und Übersichtlichkeit. Nach Zugang durch das historische Portal und einem Foyerbereich steht die tageslichtbeleuchtete, nahezu ganze Hausfläche für Ausstellungen, Workshops, Veranstaltungen zur Verfügung. Auf zweiter Geschoßebene ergeben sich umlaufend um den mittigen Archivwürfel weitere Aktionsflächen die überdeckelt sind von der obersten Geschoßebene von welcher aus die drei Archivebenen im Würfel erschlossen werden. Dort oben auch hängt sich mit vier Stahlbeton-Stelzen der „schwebende“ Kubus am Außenskelett des Gebäudes auf. Das bis an die Außenmauern entkernte Gebäude, wird zur Aufnahme der hohen Lasten mit Stahlträgern verstärkt.

      Die Fassaden werden denkmalgetreu saniert, das für die Entkernung und zur Kubus-Einhängung abgenommene Dach wird denkmalgetreu einschließlich aller Mansarden rekonstruiert, das barocke Gebäude erhält seine historische Außensicht vollends zurück. Die Planer bekommen es mit einem bautechnisch diffizilen Bau zu tun. Dessen konstruktive Risiken nicht vollends abgewogen sind, wie Dieter Jarosch, Geschäftsführer des Sächsischen Immobilien- und Baumanagement (SIB) von den Wettbewerbsberatungen berichtete. Die Wahl sei auch nicht auf die voraussichtlich kostengünstigste Lösung der Aufgabe gefallen. Allemal aber auf die funktionell und ästhetisch überzeugendste. Die Zahl der angesetzten Kosten in Höhe von 20 Millionen Euro für zur Ertüchtigung des Blockhauses für das AdA dürften somit auch nicht die letzte Nummer sein. Jedenfalls erhält Dresden an seinem der Altstadt jenseitigen Elbufer mit dem AdA - Gehäuse und Inhalt

ein Glanzlicht für die Moderne angesteckt, das bei den Kunstschätzen der Stadt bisher fehlte.

(Bäumler 14.2.2018)
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