Der Fall Silvio Berlusconi/s
Der Fall G-8 Gipfel Genua 2001
Nun endlich, 26. November 2013, ist Italiens Ex-Ministerpräsident, Silvio Berlusconi, der Cavaliere buchstäblich vom hohen Roß gestürzt, herausgeworfen aus Parlament und Senat.I miei auguri all' Italia che io amo!
Italiens unheilvolle Ära Berlusconi beendet?
Sechs Jahre für politische Ämter gesperrt, dürfte der dann 83jährige Greis keine Chance zur Widerkehr auf politische Entscheidungsebenen mehr haben, auch wenn er seinen Verein ‚Forza Italia‘ dafür wiederbelebt hat. Diese Partei, zuletzt die PDL, hatte dem Medienmogul seit 1994, davon insgesamt neun Jahre als Regierungschef, wie auch als Oppositionsführer die italienische Politik dominieren lassen. Auf skandalöse Weise hat der Multimilliardär und rechtskräftig mehrfach verurteilte Silvio Berlusconi, demokratische Regeln verletzend, die Rechtsprechung zu eigenem Vorteil zurechtbiegen wollend, zum Nutzen seines Medienimperiums das Land Italien in den Abgrund regiert. Dazu noch in Vielem das Ausland brüskiert und sich selbst peinlich lüstern pervertiert. Zuvor und durch die Einflussmacht seines Medienkonzerns, mit immer inferiorer werdender Qualität seiner dominierenden TV- und Radioprogramme, hat er sich ein Publikum auf sein Niveau heruntergeknetet, das ihn bei sechs Parlamentswahlen zwischen 1994 und 2013 an die Macht kommen ließ. Und heute? Bei Letzter Romreise sagten mir im persönlichen Gespräch zwei von drei einfacher Leute „il Cavaliere é bono“ – nicht repräsentativ, dennoch beunruhigend. (Bäu)
Auch ein "Fall" Berlusconi »Genua 01« im Schlosstheater Dresden
Proteste anlässlich des Treffen der Regierungschefs zum G8-Gipfel mündeten in Tumulten und Toten. Gastgeber und als Regierungschef oberster Polizeichef Silvio Berlusconi hätte das mit Deescalation anstelle angeordnet "schärfstem Vorgehen" verhindern können. Der junge, in Genua geborene Autor Fausto Parvidino, hat das zu seiner Real-Satire "Genua 01" verarbeitet. Das Stück wurde im Schlosstheater Dresden, dem damals interimsweisen zweiten Haus des Sächsischen Staatstheaters im Jahr 2003 aufgeführt.GENUA (20)01
Gerade nicht in Genua, erfährt der dort geborene Autor Fausto Paravidino, 25 Jahre, von den Ereignissen. Mehr als 200 000 Globalisierungsgegner demonstrieren gegen den G 8-Gipfel, außen, denn derGipfel tagt in einer festungsartig abgeriegelten „roten Zone“. Er hört, dass ein junger Genueser von einem Polizisten erschossen worden ist und ließt von den Massakern und Übergriffen in Schule und Polizeikaserne. Am Ende des zweitägigen Kampfes im Juni 2001 werden 1 Toter, 606 Verletzte gezählt und Sachschäden in Höhe von 50 Milliarden Lire geschätzt.Aus Betroffenheit und Besorgnis für unsere Demokratien in Wut geschrieben, entstehen zwei Stücke. Paravidinos „Peanuts“ und eben „Genua 01“. Nach einer Erstaufführung in deutscher Sprache in der Schaubühne Berlin rückt die Inszenierung von Walter Meierjohann die ungeheuerlichen Geschehnisse jetzt in Dresden wieder ins Bewusstsein. Er nutzt die Möglichkeiten des Schlosstheaters, indem er die Bühne zur Arena macht, in der politische Kämpfe mit den Mitteln der Abstraktion des Theaters ausgetragen werden. Nicht vom Sessel aus, sondern angespannt stehend auf umlaufender Gerüste-Galerie sehen die Zuschauer auf das Spiel herunter. In Szene gesetzt von Einzelnen und Gruppen, in Sprache und Bewegung mit der Chorführung griechischer Tragödien. Ein schnörkelloses Bühnenbild, lediglich Korkstreusel auf dem Boden und Kostüme nur als Funktionärsmäntel gegen niedliche Ballettütü, konzentrieren auf den Text, der weitgehend auf die Dokumente zum Tod des Demonstranten Carlo Giuliani begründet ist. Die rhythmisch-schnell wechselnden dokumentarischen Szenen verbinden Sprecher, mit Maske des Berlusconi zitierend „Wir, die Staats- und Regierungschefs von acht großen demokratischen Industriestaaten …“ - gegen "Wir, sechs Milliarden Bürger der Welt". Ein Stück gegen das Vergessen (01.10.2003 Bäu)
Veröffentlicht:
Universitätsjournal Dresden, 2003
Dresdner Blätt'l, 2003