Seebühne Kriebstein
Fünf Jahre Openair am Talsperren-See
Im Winter 2006, bei abgelassenem See, wurde mit dem Bau begonnen. Als Stahlkonstruktion auf elf Pfählen, elf Meter hoch über Grund, erhebt sich nun die 260 Quadratmeter große Bühnen-Plattform. Mit über zehntausend Besuchern im Jahr hat sich die Seebühne Kriebstein inzwischen als einzige ihrer Art in Sachsen als fester Bestandteil der Sommertheater- und Ausflugslandschaft etabliert.Musik in Dresden 13. Juli 2010
neue musik zeitung - online 27.7.2010
StagePool 12. August 2010
Gut Wetter für die Kunst
(13.07.2010 Bäu) Ruhig in Ferne die Bühnenplattform Umschwimmende sind Flair einer Seebühne, im Sichtfeld des Geschehens vom Boot laut platschend ins Wasser klatschende Rowdies weniger. Am Wetterrisiko von openair-Veranstaltungen wiederum lag es, dass unter Tropenhitze umfallende Ballett-Girls die zur Vormittagszeit angesetzte Generalprobe ins Wasser fallen ließ. So kam es, dass der Premieren-Abend eigentlich die durchgespielte Generalprobe war; mit Bravour bestanden vom Aufführungsteam des Musical-Hits ‚Cabaret‘ von Frank Ebb und John Kander am 10. Juli 2010.Damit bringt das Mittelsächsische Theater Freiberg Döbeln ein weiteres Erfolgsmusical in Neuproduktion (Regie Michael Funke) an seinem Sommerspielort Seebühne Kriebstein, an der Talsperre im malerischen Tal der Zschopau, zur Aufführung. Schon 2008 und weiter in 2009 hatte Andrew Lloyd Webbers ‚Evita‘ 8000 Zuschauer zur Seebühne gezogen und begeistert (4000 in die Häuser Freiberg und Döbeln). Kein Evita-Abend an der Seebühne war ins Wasser gefallen wegen solchem von oben.
Als es im Jahr 2000 erste Überlegungen gab für eine Bühne im See an der Talsperre Kriebstein war an einen solchen Erfolg noch nicht gedacht. Tilo Staudte, Ausstattungsleiter des Mittelsächsischen Theaters, hatte Ideen von seiner Zeit an den Bregenzer Seefestspielen mitgebracht. Hochfliegende Pläne des Theaters und realistische des Talsperren-Zweckverbandes wurden der Finanzierungsmöglichkeit angepasst. Dann spülte das Hochwasser vom 13. August 2002 zunächst alles weg. Der See war bis an die Berstgrenze der Staumauer vollgelaufen. Doch im Sommer 2005 fand improvisiert am Ufer der ‚Seeterrassen‘ erstes Theaterspielen statt mit Shakespeares ‚Viel Lärm um Nichts‘. Im Winter 2006, bei abgelassenem See, wurde mit dem Bau begonnen. Als Stahlkonstruktion auf elf Pfählen, elf Meter hoch über Grund, erhebt sich die 260 Quadratmeter große Bühnenplattform, einen Meter über See bei Normalwasserstand. Die Tribüne mit bequemen Holzbänken für 850 Zuschauer in den natürlichen Uferhang hochgebaut, ist oben bekrönt von der Seeterrassen-Gastronomie. Beste Sicht von allen Plätzen bietet sich auf die Spielebene mit ihrer Landschaftskulisse um sie herum. Gefördert durch den Kulturraum Erzgebirge-Mittelsachsen, waren für den Bau 600 Tausend Euro aufzuwenden. Die Spielgarderobe wird hinter die Kulissen gestellt. So landete das Ensemble des ‚Cabaret‘auf der Bühneninsel an, von scheinwerferbestrahlter Barkasse, heftig beklatscht.
Mit den bereits genannten hat das Theater mittlerweile etwa 15 Produktionen auf die Seebühne gebracht. Dabei auch eigens für diese Bühne geschrieben ‚Odysseus ein Musikschauspiel‘ (Manuel Schöbel, Isolde und Jens Lommatzsch) und ‚Gulliver‘ (Schöbel, Musik Reinhard Lakomy). Überwiegend sind es musikalische Aufführungen, die Publikum zur Seebühne ziehen. Als Hauptnutzer bringt das Mittelsächsische Theater damit etwa 8000 Zuschauer im Jahr an den See.
Großkonzerte, Rock und ‚krachige‘ Events sind satzungsgemäß ausgeschlossen, am Kriebsteinsee, der mit dem Bau der Staumauer (1927-1929) und seiner Aufstauung seit Anfang der dreißiger Jahre bereits dem Naherholungs-Tourismus gewidmet ist. Ausnahme ist ein Motorboot-Wertungsrennen, das seit 2006 der Talsperren-Zweckverband selbst organisiert. Der Verband als Körperschaft des öffentlichen Rechts, wird vom Landkreis Mittelsachsen, der Stadt Mittweida und der Gemeinde Kriebstein getragen. Er war Bauherr der Seebühne, ist deren Betreiber und vergibt Rechte an Veranstalter die außer dem Mittelsächsischen Theater noch einige weitere sind, wie die Chemnitzer ShowBiss und der Mittelsächsische Kultursommer. Mit über Zehntausend Besuchern im Jahr hat sich die Seebühne Kriebstein, die einzige ihrer Art in Sachsen, als fester Bestandteil der Sommertheater- und Ausflugslandschaft etabliert.
Anhaltende Hitzewelle wiederum, ließ die dritte ‚Cabaret‘ Vorstellung vollends ins Wasser fallen, sie musste abgesagt werden – das ist Wetterrisiko von Freiluft-Veranstaltungen. (Bäu)
„Cabaret“ Musical von John Kander und Frank Ebb, 20.8. und 21.8. 19 Uhr und 22.8. 17 Uhr.
„Die Csárdásfürstin“ Operette von Emmerich Kálmán, 27.8.19 Uhr und 29.8. 17 Uhr.
www.mitelsaechsisches-theater.de
www.kriebsteintalsperre.de