Kraftwerk sucht zündende Idee

Kraftwerk sucht zündende Idee - Eigentümer Drewag bemüht sich um neue Nutzung

Der Münchner Investors Auba verabschiedet sich vom Kraftwerk Mitte. Damit ist sein 50-Millionen-Euro-Projekt geplatzt. Nun wird händeringend nach neuen Nutzungsideen gesucht.

Peter Bäumler

Seit Mai 1992 ist es vom Netz, das Elektrizitätswerk Mitte. 34 000 Quadratmeter Werkgelände sind Industriebrache. Der Eigentümer, die Drewag-Stadtwerke Dresden GmbH, hatte bereits einen Investor gefunden. Die Auba München GmbH schlug in den komplett entkernten Hallen unter anderem einen Realkauf-Markt vor. Die etwa 6 000 Quadratmeter Handelsfläche dafür sah aber Baubürgermeister Herbert Feßenmayr (CDU) als nicht vereinbar mit dem Innenstadtkonzept und daher als nicht genehmigungsfähig an. Das auf 50 Millionen Euro geschätzte Investitionsprojekt ist geplatzt. Der schon notariell unterzeichnete Optionsvertrag mit Auba erlosch zum 15. Januar 2004.

Abriss-Genehmigung läuft aus

     Ein Workshop des Entwicklungsforums Dresden mit dem Eigentümer des Objekts hat jetzt die Diskussion um die künftige Nutzung neu entfacht. 1994 hatte die Drewag eine eigene Nutzung für ihre Verwaltung geplant. Die Fremdmieten aber fielen, so dass es wirtschaftlicher war, sich im World-Trade-Center einzumieten. Die Drewag hätte auch gut 15 Millionen Euro für die denkmalgerechte Grundsanierung des Objekts aufwenden müssen. Nahezu alles, was auf dem Gelände steht, ist als Industriedenkmal geschützt. Das große Kesselhaus ist inzwischen marode, das Dach nicht mehr dicht, Ausmauerungen bröckeln. Deshalb liegt eine schon mehrfach verlängerte, befristete Abrissgenehmigung vor. "Wenn wir diese nicht über August 2004 weiter verlängert bekommen, müssen wir abreißen", sagt Jörg Kraft, Leiter der Abteilung Liegenschaften des Eigentümers. "Denn eine Sanierung ohne Pläne für spätere Verwendung macht keinen Sinn. Dafür haben wir kein Geld." Zur Erhaltung strecke man jährlich rund 300 000 Euro vor. Kraft: "Wir wollen das Areal mit Randnutzungen beleben und am Leben erhalten." So bleibt eine Elektro-Leitzentrale. Von den Dresdner Verkehrsbetrieben wird ein Umspannwerk weiter betrieben. Das Museum der Dresdner Elektrizitäts- und Gasgeschichte werden die Wasserwerke mit einer eigenen Ausstellung erweitern. Für ein Trainingscenter mit Physiotherapie und Klettergarten im alten Heizhaus gibt es Interessenten. Und das Schmuckstück der ehemaligen 20 Kilovolt-Halle im Baustil neuer Sachlichkeit wird für offene Nutzungen hergerichtet, zur Schweriner Straße geöffnet. Alles soll so geschehen, dass eine nach wie vor angestrebte große Gesamtlösung nicht behindert wird.

Student schlägt Markthalle vor

     Das Industrieareal zog magisch schon viele studentische Arbeiten an. Eine der besten stellte Thomas Magyar, Fachhochschule Lippe-Detmold, mit seiner Diplomarbeit vor: Markthalle, Geschäfte, Bistro, Cafes unter den historischen Dächern des 19. Jahrhunderts.

Dann eine frei zugängliche Piazza im großen Kesselhaus, in Ebenen darüber Theaterbühnen, Säle in verschiedenem Zuschnitt für Konzert, Unterhaltung, Tanz. Unterm Dach, im Oberlichtgang auf 35 Meter Höhe, sieht die Arbeit eine moderne Galerie vor, mit Fernsicht über die Stadt. In einem ähnlichem Objekt an anderem Ort haben solche Visionen Realität gefunden: Die Modern Tate Galery, der Britischen Hauptstadt London, in einem aufgelassen Großkraftwerk installiert, pulsiert voll kulturellen Lebens jetzt. Foto: Magyar, Kraftwerk Mitte

 

Und noch eine Hoffnung gibt es

     Architekt Walter Kaplan wollte die Operette samt Werkstätten von Leuben ins Kraftwerk verlegen. Doch sein Projekt "Spieloper-Fabrik" platzte. Der Investor sprang ab, weil die Stadt keine Entscheidung traf. Projektentwickler Karl Jobig geht nun davon aus, dass eine Investition auch heute durchaus möglich ist: "Wir arbeiten hart daran. Unsere Lösung wird eine privatwirtschaftliche sein. Denn wer darauf setzt, dass die Stadt, die kein Geld hat, über den derzeitigen Zuschuss von 10,5 Millionen Euro hinaus, auch noch Miete oder Leasing in Höhe von mindestens 1,5 Millionen übernimmt, hat keine Chance." So stellt sich Student Thomas Magyar das Kraftwerk Mitte vor.

 

Areal: 34 000 Quadratmeter zwischen Könneritz-, Schweriner, Ehrlichstraße und Wettiner Platz
1839-95 Altstädter Gasfabrik, Gasometer bis 1925 betrieben 1895 1. Städtisches Wechselstrom-Elektrizitätswerk "Lichtwerk" 1900 Gleichstrom-Elektrizitätswerk für Straßenbahn "Westwerk", Gebäude alle im neogotischen Backsteinstil
1926-28 Umwandlung zum Heizkraftwerk mit neuem Kessel- und Phasenschieberhaus, Stahlskelett-Klinkerbauten im Stil der neuen Sachlichkeit, Architekt Paul Wolf, Dresdner Stadtbaurat
Kraftwerk: Energietechnische Ausstellung der Drewag, Eingang Könneritzstraße, Telefon: 0351-860 41 80 geöffnet: Mittwoch 10-17 Uhr

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