Anliegen

Der Alte Leipziger Bahnhof Dresden

Geschichtsträchtiger Ort geht verloren

Globus1Vor 175 Jahren, am 7. April 1839, setzte sich ein Festzug vom 'Dresdner Bahnhof' in Leipzig zum 'Leipziger Bahnhof' in Dresden - heute 'Alte Leipziger Bahnhof'- in Bewegung. Die erste Ferneisenbahn-Strecke Kontinentaleuropas wurde eröffnet.

100 Jahre später fuhren vom selben Bahnhof Judenzüge in die Konzentrationslager, schickten die Nationalsozialisten Opfer ihres Rassenwahns in den Tod.

Doch der geschichtsträchtige Erinnerungsort könnte verloren gehen ...

Im April 2014 feierte Sachsen das 175-Jahre Eisenbahn-Jubiläum ganz groß. Eisenbahnfreunde vieler Länder waren gekommen. Aus den Eisenbahnländern England und der Schweiz kam die Botschaft "Ein solches Denkmal der Bahn-Geschichte dürft ihr nicht aufgeben!"

Doch: Der Warenhauskonzern Globus will auf diesem historisch beladenem Gelände ein Kommerzprojekt, einen mamutösen Groß-Supermarkt errichten mit einem Parkplatz für 1000 Autos. Der Dresdner Stadtrat hat mit eigenartig zustande gekommener dünner Mehrheit das Vorhaben des Investors in die nächste Planungsstufe durchgewinkt, gegen die Rahmenplanung 'Leipziger Vorstadt/Hafecity', alle Gutachten, Fachmeinung der Verwaltung, Institutionen und Kammern, Widerstand der betroffenen Händlerschaft und Bevölkerung. - Wieder einmal, Dresdens Stadtpolitik gegen den Rest der Welt.

Idealort für Verkehrsmuseum

ALB3      Eine internationale Gutachterkommision stellte für das Dresdner Verkehrsmuseum fest, dass im Johanneum keine Entwicklungsmöglichkeiten gegeben sind, dass die Präsentation der Exponate in dem Renaissancegebäude museal und denkmalpflegerisch höchst unbefriedigend ist. Sie empfahlen einen „still gelegten Bahnhof“ zu suchen.

ALB1     Dem folgte der Freistaat mit seiner Museumskonzeption. Auf dem Alten Leipziger Bahnhof ist in zentraler Lage die geforderte Erweiterung um das 6-fache möglich. Hier endete die aus Leipzig kommende, 1839 eröffnete erste deutsche Ferneisenbahn. Ihre alten Gebäude und Anlagen sind noch vorhanden und stehen unter Denkmalschutz.

     Von der Stadt Dresden, von der technischen Universität Dresden, vom Freistaat Sachsen sowie von auswärtigen Fachleuten wurden daraufhin Planungen erarbeitet. „Es wird festgestellt, dass der Standort ein hervorragendes Potential zur attraktiven Einbindung des Verkehrsmuseums bietet“, lautete ihr einhelliges Resümee. In seinem Gutachten von 1999 bekräftigte der international renommierte Professor Gottmann vom Deutschen Technikmuseum Berlin, dass dieser „authentische Ort“ in jeder Beziehung ideale Bedingungen für die Zusammenführung und zeitgemäße Präsentation der verstreuten, oft provisorisch untergebrachten Bestände bietet. Seit etwa 2009 verliefen sich diese Pläne. Das das Dresdner Verkehrsmuseum ging in Obhut der Stadt über. Die Bahn veräußerte ihr Gelände mit der historischen Bau- und Anlagensubstanz.

ALB2     Noch stehen, auch wenn verfallend, historische Empfangsgebäude des 19. Jahrhunderts, Hallen, Bahnsteige und andere Relikte der 175-jährigen Eisenbahngeschichte des Areals. Doch die Stadt Dresden, das heißt ihr Stadtrat hat, mit hauchdünner, eigenartig zustande gekommener Mehrheit grünes Licht für eine Planung gegeben, nach der auf dem Denkmalsareal ein riesiger Supermarkt entstehen soll. Der Globus SB-Warenhaus-Konzern verspricht, wenn er bauen darf, die denkmalgeschützten Gebäude zu erhalten. Ein Konzept für deren Nutzung gibt es nicht.

      Den Geschichts- und Gedenkort rettet das jedenfalls nicht, wenn sich unmittelbar hinter den Denkmalbauten ein Einkaufstempel mit Parkplatz für Tausend Autos und einem Konsum-Tempel für Zigtausend eilige Käufer entwickelt.

Die Chance der Entwicklung – sei es von nächster Generation - des Verkehrsmuseums Dresden authentisch an der Wiege der Deutschen Eisenbahn wäre vertan (20.3.2014 Bäu)

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