Porzellanmanufaktur Meißen auf der Albrechtsburg
Sächsisches Exklusiv-Denkmal feiert 300 Jahre Porzellan-Manufaktur
Die Albrechtsburg Meißen ist immer schon ein Ort des Besonderen, Symbol der sächsischen Geschichte, landbeherrschend erhoben auf einem Felsplateau über der Elbe, auch als ‚Wiege Sachsens‘ geehrt.Urkundlich bezeugt gründet 929 König Heinrich I. die Reichsburg Misni, was später zu Meißen wird. Im Mittelalter belegen den Burgberg drei Herrschaftsträger: der Markgraf, ein kaiserlicher Burggraf und der Bischof von Meißen teilen sich den markant aufragenden, von steilen Hängen begrenzten Platz. Unterhalb, an der Triebisch, entsteht die Siedlung Meißen. Später lassen, auf Mauerresten der mittelalterlichen Markgrafenburg, die wettinischen Brüder Kurfürst Ernst und Herzog Albrecht ein spätgotisches Residenzschloss in Bauetappen errichten das 1485 im Wesentlichen vollendet war in der Gestalt wie es sich bis heute präsentiert; hinsichtlich der baukünstlerischen Qualität einzigartig. Doch wurde das Schloss, als künftiger Herrschaftssitz auch im Raumkonzept aufwendig angelegt, nie als solcher für Hof und Verwaltung genutzt und kaum auch bewohnt, da sich Dresden schon die als feste kurfürstliche Residenz etabliert hatte. Die später ‚Albrechtsburg‘ benannte, unbefestigte Schlossanlage, die somit auch keine Burg ist, gilt als erster Schlossbau auf deutschem Boden.
Symbolkraft als Sitz aller sächsischer Dynastie hat die Albrechtsburg von je her bis heute. Die Wiedergründung des Freistaates Sachsen wurde 1990 bewusst auf der Albrechtburg Meißen vollzogen.
Europäische Porzellanmanufaktur
Eine neue, außergewöhnliche Aufgabe kommt der Albrechtsburg zu. Im Jahr 1708 stößt der Alchemist Johann Friedrich Böttger, eingesperrt in der Dresdner Jungfernbastei zur Suche nach dem Arkanum für Gold, auf die Rezeptur und entwickelt die Brenntechnik des europäischen Hartporzellans gemeinsam mit Ehrenfried Walther von Tschirnhaus. Kurfürst Friedrich August I. (der Starke) erteilt mit einem viersprachigen Dekret am 6. Juni 1710 Patent und Gründung der ersten europäischen Porzellanmanufaktur auf der Albrechtsburg. Das ungenutzt leerstehende Schloss mit viel Raum, seinen großen hohen Hallen bietet sich dafür an, auch weil das Geheimnis der Porzellanherstellung sich dort gut bewahren lässt; die Manufakturisten werden auf dem Burgberg in strenger Isolation gehalten. Die Manufaktur eröffnet neben dem Porzellankapitel ein weiteres der Industriegeschichte, das der Massenproduktion, denn bald schon wird das gefragte ‚weiße Gold‘ in Serien hoher Arbeitsteiligkeit und Spezialisierung der Arbeitskräfte produziert. Porzellantechniker höchster Kunstfertigkeit werden berühmt, Modelleur Johann Joachim Kaendler, nach dessen Figurenplastiken heute noch in Meißen gefertigt wird wie Johann Gregorius Höroldt Aufglasurfarben entwickelt, die den Ruhm der brillanten Farbigkeit des Meißner Porzellan begründen. Ans Schloss zum Kornhaus wird ein Brennhaus für vier riesige Brennöfen gebaut. Bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts wächst die Arbeiterschaft über 700. Die ‚Fabrik im Schloss‘ kracht in allen Nähten, die Mauern auch. Die Königliche Altertumsvereinigung unter der Leitung Prinz Johann von Sachsen empfiehlt eine moderne Produktionsstätte in Triebischtal für die Manufaktur zu schaffen. Nach deren Auszug dorthin konnte eine umfassende Instandsetzung der Albrechtsburg erfolgen, die aus Staatsmitteln bezahlt wurde. Im Sinn der romantischen Geschichtsvorstellungen und des erwachenden Nationalbewusstseins wie damaligem Denkmalsdenken erhielten die Hallenräume monumentale Wandgemälde, schmückende Dekorationen und Komplettbemalungen bis ins oberste Geschoss. 1881 wurde die Albrechtsburg als ‚Museum sächsischer Geschichte‘ ein öffentlich zugängliches Baudenkmal – der Extraklasse.
Zu Beginn der 90-iger Jahre des 20-igsten Jahrhunderts bot die Albrechtsburg kein freundliches Gesicht. Sandsteinpfeiler barsten unter schiebenden Lasten, am Wandmalerei-Zyklus, einem der umfangreichsten aus der Zeit des ‚Historismus‘, nagte der Zahn der Zeit. 1993 begannen erste Sanierungsmaßnahmen, 2007 erfolgte der Beschluss zur Komplettrestaurierung und musealen Neugestaltung der Albrechtsburg Meißen. 26 Millionen Euro wird der Freistaat Sachsen seit 1993 bis 2011 in den Umbau und die Sanierung unter Projektleitung des Staatsbetriebes Sächsisches Immobilien- und Baumanagement (SIB) investiert haben. Das schließt die Erneuerung des Domhofes – gemeinsam mit der Stadt Meißen - und die Kosten für Ausstellungen ein.
Jubiläumsausstellung
Mit ‚Stein der Weis(s)sen‘ feiert das Schlösserland Sachsen nun das 300-jährige Jubiläum, davon über 150 Jahre in der Albrechtsburg, der Porzellan-Manufaktur Meißen. Im didaktisch gestalteten Ausstellungsteil ‚Experiment und Produktion‘ lässt sich der komplexen Produktionsgeschichte des Meissener Porzellans nachspüren, sie auch fühlen: beim Beschreiten einer Plattform erfährt der Besucher Erschütterungen und Lärm, die seinerzeit, verursacht durch Dampfmaschine, Schleif- und Pochwerke, geherrscht haben mussten. In einem 3x3 Meter großem Drahtmodell der Albrechtsburg kann interaktiv dem Produktionsweg der ‚Fabrik im Schloss‘ nachgegangen werden. Im weiteren Rundgangteil ‚Kunst oder Kommerz, Porzellan im 19. Jahrhundert‘ ist schönes Meissener zu sehen, wovon die Besucher eine zierliche Figur Marie Antionette besonders in Bann zieht; 80 000 sind bis jetzt gekommen, darunter sehr viele Schüler in Klassenführungen. Ab Mai 2011 führt dann die neue Dauerausstellung mit ‚Experiment und Produktion‘ und einem völlig neuen, in fünf Themenbereiche gegliederten, Ausstellungsteil ‚Geschichte Sachsen‘ die Albrechtsburg zu dem, was sie schon einmal war: Hort der sächsischen Geschichte.
„Stein der Weis(s)en – 300 Jahre Mythos Manufaktur Meissen“, Albrechtsburg Meißen, bis 31. Oktober 2010, 10 bis 18, Mittwoch bis 21 Ur, www.stein-der-weissen.de
Blicke in die Jubiläümsausstellung "Stein der Weis(s)en"