Poetische Suche "Wanted Richard Wagner"

Sonderausstellung im Jagdschloss Graupa

Graupa Mi Ander21Bei einem Besuch des Lohengrin-Hauses las er an der Pforte das Klingelschild „Stipendiaten-Wohnung“. Der freischaffende Bühnenbildner und Kunst-Allrounder Mi Ander wurde aufmerksam, fragte nach - und kam. Das Resultat seiner Begegnung im Geiste mit Richard Wagner am authentischen Ort einer seiner Aufenthalte zeigt nun eine Sonderausstellung der Richard-Wagner-Stätten-Graupa.

Noch bis Ende Mai

veröffentlicht auf Musik in Sachsen, Allgemein, 13.05.2015

Das multimediale Wagnermuseum im frisch restaurierten Jagdschloss Graupa mit der runderneuerten Wagner-Gedächtnisstätte Lohengrin-Haus katapultierten Graupa auf die Höhe anderer großer Wagner-Gedenkstätten. Im Hype des Wagnerjahres 2013 hatten über 20.000 Besucher in die beiden Häuser gefunden. 2014 waren es 13.500, heuer erwartet man mit erweitertem Veranstaltungsangebot noch etwas mehr.

Wo 1846 die Wagners wandelten

      Bei freiem Logis in einer Wohnung die zum Atelier wurde, über Dielen, auf denen einstmals in Urlaubszeit der Königlich Dresdner Kapellmeister gegangen, gesessen, gestanden hatte, war Mi Ander ein Halbjahr lang auf  Suche nach !Wagner!. Erste Beschäftigung mit ihm hatte er schon für eine Regieassistenz zum »Fliegenden Holländer« und einem Bühnenbild für »Isoldes Liebestod Remix II«. Hier stöberte er, las, hörte, vertiefte er sich im Archiv, den Musikalien der musealen Stätten Lohengrin-Haus und Museum im Jagdschloss. Der Wagner-Kultur-Pfad rundum die 450 Jahre alten Eiche im Park inspirierteihn, droben am übermannhohem Wagner-Standbild von Richard Guhr im Liebethaler Grund wirkte Bombast. Täglich wanderte er sich die Füße fast wund mit meditativer Rast, wo Wagner seinerzeit gegangen ist. Namen gab er den Bäumen nach Parsifal, Amfortas, Kundry und Klingsor und suchte Zusammenhang und Sinn.

      Herausgekommen ist nach dieser halbjähriger Tor-Tour eine sehr poetische Ein- Raum-Collage im Ausstellungs-Seitenflügel des Schlosses. Mit Fundsteinen vom Wege, Tagesnotizen, Skizzen, Zeichnungen, Abschriften, übermalten Bilderkopien, Scherenschnitten, Notaten. In Vitrinen, angepinnt, gerahmt und gehängt. Handüberschriftet auf mit gesinnungsbraun bespannter Wand.  Assoziationen wie sie transzendent bei permanent laufender Beschäftigung mit "!IHM!" so kamen. Kohlezeichnungen weisen auf Geistespersonen, die dem Künstler Brücke ins 19. Jahrhundert und zu Wagner, wie ihn auch Lehrende, Prägende und Begleitende sind.

      Dazu hat der Künstler zwei handfest-respektable Exponate in die Ausstellung gestellt. Die authentische Replik des Gral-Kelches der Parsifal-Uraufführung 1882 von Bayreuth ist der Sammlung Adolf von Groß auf Schloss Gnandstein entliehen. Das Weihefestspiel geht aufs mittelalterliche Parzival Epos des Wolfram von Eschenbach zurück, mit dem sich Mi Ander besonders beschäftige. Parzival, der Vater Lohengrins, gehöre auch gewichtig in die Kultur des Erinnerns nach Graupa – wie Lohengrin, der durch die Entstehungsgeschichte der Oper seines Namens mit mit dem Ort besonders verbunden ist. Wie auch die Schwäne auf dem Teich – welche derzeit leider aus Plastik sind.

      Die Bronze einer verpackten Büste, hat Mi Ander auf einen einen Sockel gestellt, der mit »Richard Wagner« beschriftet ist. Das Verhüllte provoziert zur Frage ob er denn Wagner gefunden habe? „Tatsächlich ist Richard Wagner eine derart große Persönlichkeit, dass immer nur eine Annäherung möglich ist. Ihn in einem halben Jahr finden zu wollen, wie ich jetzt weiß, ist ein ganz aussichtsloses Unterfangen. Aber der Versuch hat sich gelohnt, das Lohengrin-Haus ist ein erstaunlicher Ort und es war mir eine Freude hier zu arbeiten.“

      Nachgetragen ein schmunzelnder Hintersinn der Büstensache: Mi Ander hat die Skulptur während seiner Studienzeit geformt und in Bronze gegossen. Verhüllt ist wen sie darstellt. So kann sie vielfach benannt und wiederverwendet werden. Bemerkenswert ist auch, dass die kleine Ausstellung komplett vom Künstler selbst realisiert worden ist, von Konzeption und Werbegestaltung bis Produktion. ©

 


Noch bis 31. Mai 2015

»Wanted Richard Wagner« Wagner + Parzival + der Gral
Sonderausstellung im Wagner-Museum Jagdschloss Graupa
Richard-Wagner-Stätten Graupa,
Geöffnet Di – Fr 11 – 17 Uhr, Sa/So/Feiertag 10 – 18 Uhr

www.wagnerstaetten.de



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