Bomben auf Venedig
Venezia si difende
Fast niemand weiß davon. Selbst ausgefuchste Venedig Kenner sagen wie? und wann? Vor 100 Jahren.Venedig die Lagunenstadt, die über die Jahrhunderte nur vom Meer aus angreifbar war, wurde für die modernen Kriegsmittel Luftschiff und Flugzeug, ein leichtes Ziel. Schon am ersten Tag nach Italiens Eintritt in den Krieg gegen die k.u.k.-Monarchie und Deutschland, am 24. Mai 1915 fielen die ersten Bomben auf die Stadt. Die Flieger, vom nicht weiten, damals österreichischen Triest anfliegend, waren auch ein leichtes Ziel. Und so mutet es nur auf den ersten Blick erheiternd an, wenn auf einer der ausgestellten Bilder eine Batterie ziviler Garde mit zusammengewürfelten Gewehren wild in den Himmel schießt.
erschienen Neustadt Zeitung 8/2015, Seite 2
Ausstellung im Japanischen Palais Dresden
Welche Anstrengungen Militär und Bevölkerung unternahmen, die Stadt Venedig zu schützen, aber auch welche Bombenschäden zu verzeichnen waren, dokumentiert die Fotoschau „Eine Stadt im Krieg „Venedig 1915-1918“, die im Japanischen Palais zu sehen ist. Dem ersten Angriff folgten noch 41 weitere, wobei 1029 Bomben Venedig trafen. Insgesamt hatte die Stadt 52 Tote und 84 Verletzte bis Kriegsende 1918 zu beklagen. Harmlos im Vergleich zu den Hunderttausenden die auf anderen Schlachtfeldern ihr Leben ließen und allen folgenden Verheerungen, dennoch ein Trauma für Venedig, das bis dahin im Kern unverwundbar schien.Kunsthistorisch Wertvolles war abgehängt worden, demontiert wie die Pferde von San Marco, mit Matratzen, Planken und Sandsäcken geschützt. Mit dem Einsturz des Deckenfreskos von Giambattista Tiepolo der Scalzi-Kirche in Nähe des Bahnhofs, der getroffen werden sollte, verzeichnete die Stadt ihren schwersten Verlust.
Durch die südöstlichen Fenster des Ausstellungsraums im Palais schweift der Blick auf die 1945 vernichtete und heute wiedererstandene Altstadt Dresdens. Mit den Bildern aus Venedig assoziiert dies zur objektiven Gefahr verheerenden kulturellen Verfalls in Folge jeden Krieges, der – neben dem Verlust von Menschenleben – die Zerstörung unserer Kunstschätze bringt, verursacht durch den Wahnsinn einiger weniger - Jetzt dramtisch aktuell mit der Wegbaggerung Jahrtausende alter Denkmal-Städte durch die marodierende Horden der Wahnsinnigen des IS.
Fotografien von militärischer Gewalt, Zerstörung und Verwüstung prägen den Bilderkanon des 20. Und 21. Jahrhunderts.
Die Staatlichen Kunstsammlungen Dresden SKD zeigen die Trilogie von Ausstellungen in drei Museen unter dem zusammenfassenden Titel
»Krieg, Bedrohung und Zerstörung im Medium der Fotografie«, bis 25. Oktober 2015
im Japanisches Palais, 'eine Stadt im Krieg. Venedig 1915-1918', eine Übernahme aus Venedig > Immagini dall'Archivio Storico Fotografico della Fondazione Musei Civici di Venzia
im Albertinum, 'Conflict, Time, Photography', eine Übernahme aus London > Ausstellung der Tate Modern
im Kupferstich-Kabinett, 'Robert Capa. Kriegsfotografien 1943-1945', Neuerwerbung in 2014