Serkowitzer Oper auf der Saloppe
Mozarts »Entführung« und Goethes »Jahrmarkt«
Mit ihrer Uraufführung »DIE ENTFÜHRUNG AUF DEM JAHRMARKT oder MANGELWIRTSCHAFT IN SERKOWITZ« macht die Serkowitzer Volksoper die Sommerwirtschaft Saloppe am Dresdner Elbhang auch in diesem Jahr wieder zu ihrem Spielort. Auf der neuen Zirkuswagen-Bühne der Sommerwirtschaft, mit kleiner Besetzung aber großem Spiel. Das prall-heitere Stück Musiktheater, entnommen dem Klassiker Duo Goethe/Mozart, in spätsommerlicher Freiluftatmosphäre verspricht einen vergnüglichen Sommerabend. Ohne spaßverderbende Schauernässe dank eines neuerdings überdachten Zuschauerbereichs.Premiere am 30. August 2015, 19 Uhr mit Weiteren Aufführungen an den Sonntagen bis Ende September.
erschienen Musik in Dresden 31.8.2015, Features
Serkowitzer Volksoper 2015
„Alles unser Bemühen, uns im Einfachen und Beschränkten abzuschließen, ging verloren, als Mozart auftrat. Die ‚Entführung‘ schlug alles nieder, und es ist auf dem Theater von unserem so sorgsam gearbeiteten Stück niemals die Rede gewesen“ zitierte Musikdramaturg Milko Kersten Goethes Selbsteinschätzung seines frühen Schwanks ¹ ‚Das Jahrmarktfest zu Plundersweilern‘ gegenüber dem meisterlichen Singspiel von Mozart ‚Die Entführung aus dem Serail‘. Das habe ihn wie Texter und Regisseur Wolf-Dieter Gööck geradezu gereizt beide Stücke zusammenzubringen - auf Volksoper Art. Nicht zu Verschnitt, Kreuzung, oder Melange führe diese, sondern, so Gööck „wir entwickeln durch Bearbeitung und Überschreibung die verwendeten Stücke schöpferisch weiter. Zutaten sind Komödiantentum, Schabernack, auch Ernsthaftigkeit. Musikalisches Erbe und die aktuelle gesellschaftliche Situation gehen eine Verbindung miteinander ein.“ Im fünften Jahr auf der Saloppe, zeigt die Serkowitzer Volksoper weiter, wie es ihr Name verspricht, dass Oper in kleiner Form witzig, frech, unterhaltsam für Jedermann, eben fürs ganze Volk, sein kann. Mit moderaten Eintrittspreisen – 15/7 Euro sind das wohl - für ein Publikum, dass sowohl vom Alter her, als auch in Bezug auf seine soziale Struktur breitgefächert ist.Im vorigen Jahr hatte die Truppe als neues Stück „PIPI & POPO“ auf die gar nicht so kleine Bühne der Freiluftfläche der Sommerwirtschaft Saloppe gebracht. Dort aber hatte das heitere Märchen frei nach Büchners „Leonce und Lena“ unverdienter Weise nur mäßigen Erfolg, denn das Publikum wurde ihm im Regensommer buchstäblich weggespült. Für ihren 2015er Jahrgang ziehen die Serkowitzer mit ihrem neuen Stück nun hinter das Areal in den früheren Backstage Bereich. Die Saloppe hat ihn zum Theater neu eingerichtet. Mit ihrem ausrangierten, historischen Zirkuswagen als Bühne, in seinen Winkeln Garderobe und Requisite zugleich. Der überdachte Zuschauerbereich bleibt luftig; im Ganzen mit Schaubudencharakter von nostalgischem Flair.
Die Entführung auf dem Jahrmarkt oder Mangelwirtschaft in Serkowitz
In einer Rahmenhandlung, die an Goethes „Jahrmarktsfest“ nicht mehr als nur erinnert, findet das eigentliche Musiktheaterstück statt: ein Öperchen nach Mozarts „Entführung“. Die große Oper ist auf 40 Minuten eingedampft, wobei, er keine Note Mozarts „angerührt habe“ betont Milko Kersten, schon der Wegfall aller Rezitative bringe viel. Das Spiel im osmanischen Serail bringt die willkommene Gelegenheit für komödiantische Randbemerkungen zur aktuellen Morgenland-Abendland-Misere. Das Stück aus dem späten 18. Jahrhundert weist auf manche der Vorstellungen, die sich die europäische Gesellschaft von fremden Kulturen macht, damals und heute und die zu hinterfragen sind.
Auch die „Mangelwirtschaft in Serkowitz“, wie es im Titel lautet, ist aktuell, bezieht sich jedoch auf die Produktion und die Situation des Teams. Denn noch ist die Finanzierung der Produktionskosten in diesem Jahr nicht gesichert weil der Hauptförderer abgesprungen ist. Erstmals hat die Serkowitzer Volksoper eine Spendenaktion ins Internet gestellt. Gööck der sich kein ‚Schälchen‘ leisten kann und eine mangels Kostüm nackte Konstanze werben im Video für ein Crowdfunding Ziel, das mit 5.700 Euro noch nicht ganz erreicht ist, professionell von STARTNEXT gemanagt, aber erreicht werden wird.
Bescheidenheit macht groß
Auf der kleinen Bühnenfläche des Zirkuswagens haben nur Wenige Platz. Dies und Sparzwang bei Ausstattung und Personal ließ die Entwickler des Stücks auf Besetzung mit nur drei Darstellern kommen. Die schlüpfen abwechselnd in viele der Rollen, deren Anzahl fürs Original des „Jahrmarktfest“ mit 29 und der „Entführung“ mit 9 angegeben sind.
Spannend, wie die beiden Sopranistinnen und ein Bariton zu dritt ein mozartisches Sextett singen, einschränkungslos! – verraten wie, wird in der Vorschau nicht. Von komödiantischem Reiz ist diese Verdichtung auf drei Darsteller-Sänger. Erfordernd auch Präzision des Spiels und hohes sängerisches Können, was Marie Hänsel, Dorothea Wagner und Cornelius Uhle auch bringen. Alle drei sind Absolventen der Hochschule für Musik Carl Maria von Weber und keine Neulinge in ihrem Metier, bei der Serkowitzer Volksoper auch nicht. Sie schätzen die vollkommene Einbindung in das Theatermachen, Bewährung und Erfahrungen die sie machen, von der Entstehung des Stücks bis zum Handlangen wie Schminkens in Eile und fast ohne Licht, das familiäre Zusammen aller Beteiligten, die in diesem Jahr gerade mal neun, zehn Personen sind. Übereinstimmend ist für die Darsteller „ein Lustfaktor" dabei, die minimale Gage aus Abendeinnahmen ist es nicht.
Die Regie führt wie immer Wolf-Dieter Gööck,. Die musikalische Leitung hat Milko Kersten. Zugleich am Klavier/Synthesizer, den zu spielen er sich für dieses Stück erst erarbeiten musste, ersetzt Kersten als Ein-Mann-Band ein ganzes Orchester. Für die Ausstattung, sparsamst bei der Requisite, üppig-fantasievoll im Kostüm, ist wie schon in den Vorjahren bewährt, Coco Ruch verantwortlich. (26.8.2015)
30. August 2015 Premiere
6. September
13. September
20. September
27. September
Spieldauer 2 Stunden mit Pause. Überdachter Zuschauerbereich
Beginn jeweils 19 Uhr, Sommerwirtschaft Saloppe Sonntag ab 12 Uhr
Crowdfunding, Info: Serkowitzer Volksoper.de
Gartenwirtschaft Saloppe: Gartenwirtschaft Saloppe.de
¹ Johann Wolfgang Goethe "Italienische Reise 1787"
Fotos © Bäumler-Agentur