Mary-Wigmann Haus Dresden
Droht Verkauf und Verlust einer Gedenkstätte für Tanz und Theaterkultur?
Das Land Sachsen erwägt den verkauf des früheren Wohn- und Arbeitshauses der Tänzerin Mary Wigman auf der Bautzner Straße in Dresden. Dies wäre ein "kulturpolitischer Frevel" äußerte die Politikerin Annekatrin KLepsch (Linke), die heute Kulturbürgermeisterin der Stadt Dresden ist. Frau KLepsch, jüngst zur Kulturbürgermeisterin Dresdens gewählt, ist nun nach einem Auftrag des Dresdner Stadtrats gefordert, dem Mary-Wigman Haus eine lebendige Kulturnutzung zu zuführen.erschienen Neustadt Zeitung 8.2015, Seite 4
Laboratorium für freie Szene Tanz
Verwunschen, fast zugewachsen gibt sich heute das bescheidene Gebäude Bautzner Straße 107, das bis 2010 eine vielbesuchte Theaterspielstätte gewesen ist. Die Studiobühne der Semperoper für Kammeropern, Tanz, Experimentelles, eine ‚kleine szene‘ eben. Dort 1988 gegründet vom persönlichen Referenten der Staatsoper Klaus Herrich, der seinen Ruf als Sänger der Operette und Semperoper erworben hat. Internationale Bekanntheit erwarb sich das Haus schon viel früher aus dem weltweiten Ruhm ihrer Besitzer- und Bewohnerin. Die Bronzetafel an ihrer Fassade zeigt an „Hier wirkte von 1920 bis 1942 Mary Wigman (1886-1973) Tänzerin, Choreographin, Pädagogin“. Nach dem Krieg lehrte dort bis 1948 auch die Palucca-Schülerin Dore Hoyer. Danach wurde das Mary-Wigman-Haus, die Villa mit Probensaal und Bühnenanbau auf der Gartenseite, zur Probenstätte für Oper und Ballett der Staatsoper.Die Sächsischen Staatstheater erhalten jetzt ein gemeinsames Probezentrum an zentraler Stelle der Stadt. Damit werden ab 2016 die Räume der Bautzner Straße 107 von der Semperoper auch nicht mehr für Proben benötigt. Eine andere Weiternutzung durch den Freistaat sieht das für die Staatsliegenschaften zuständige Finanzministerium nicht und es hat den Verkauf des gesamten Anwesens ins Spiel gebracht. Das Mary-Wigman-Haus als geschichtsträchtiger Ort der Dresdner Theater- und Tanzkultur ginge damit der Öffentlichkeit verloren.
Unter dem Aufschrei „kulturpolitischer Frevel“ formierte sich ein Bündnis der rot-grün-roten Fraktionen des Dresdner Stadtrates. Es brachte einen interfraktionellen Antrag im Stadtrat ein "zum Erhalt und dauerhaften Nutzung des einstigen Mary-Wigman-Hauses als Probenstätte der freien Szene in Tanz und Darstellender Kunst“. Nach mehrfacher Vertagung wurde letztlich im Mai der Beschluss dazu mit knapper Mehrheit im Dresdner Rat gefasst. Richtig liegt, wem spontan einfällt, wer bei der Abstimmung dagegen stimmte.
Oberbürgermeister Dirk Hilbert und Kulturbürgermeisterin Annekatrin Klepsch obliegt es nun mit dem Freistaat die Eigentumsform zu verhandeln und ein tragfähiges Nutzungskonzept mit den freien Szenen zu entwickeln. Aber auch dieses zu realisieren. Dass nicht wieder einmal eine historisch relevante Kulturstätte der Stadt Dresden verloren geht. (31.8.2015)