‚Let’s Make Money’ Filmdokumentation über (Un)Gerechtigkeit der globalen Geldverteilung
Wie lange können wir die Reichen uns noch leisten?
Die Filmdokumentation Let's Make Money des Östereichers Erwin Wagenhöfer (Essen Global) zeigt in Fallbeispielen mit Interviews auf die Exzesse des global wirkenden Finanz(Raubtier)kapitalismus, in einem puren Böse und Böse Schema ohne Gut und mit betontem Fokus auf die Ausbeutung der Armen(Länder) durch die Reichen.
Auslöser 1/2009 Seite 16
Sachsens Linke 3. März 2009
Mehr als 150.000 Besucher sahen seit Bundesstart am 30. Oktober 2008 bisher deutschlandweit diesen Dokumentarfilm im Spielfilmformat, etwa gleichviel im Heimatland des Österreichers Erwin Wagenhofer. Das Haus der Apel-Kinokette, die Schauburg in Dresden, hat daran überverhältnismäßigen Anteil. Wenn die Dokumentation hier noch weiter im Programm bleibt, könnte auch diese in Dresden wiederum die längste Kinolaufzeit in Deutschland erreichen. Wie schon „We Feed The World - Essen Global“ in den Jahren 2006 bis 2007 vom gleichen Autor und Regisseur.
Wie Geier lauern in Reihe mammutöse Großlader um nach der Sprengung Golderz aus der Grube zur Schmelze zu karren. Mit sichernder Schnelle werden die Rohbarren dann in Schweizer Depots geflogen. Mit diesem Intro beginnt Regisseur Wagenhofer seinen Film, den er eine Aufklärungsdokumentation nennt. Er zeigt auf die Wunde Afrika, dessen Ausbeuter der Ressourcen nur tote Erde und finanziell Almosen dem Kontinent selbst belassen: 97 Prozent des Wertes gehen an die Industriestaaten der westlichen Welt, nur ein armseligen Rest bleibt in Ghana. Mit dem muss der afrikanische Staat nicht nur seine Bevölkerung ernähren, sondern zudem seine enormen Schuldenberge abbauen.
Rund 800.000 Häuser, Hotelanlagen, Golfressorts, entstehen jährlich in Spanien vornehmlich an den schönsten Küstenstrichen - jetzt erst gebremst durchs Platzen der Immobilienblase. Sie werden nicht dazu gebaut um darin zu wohnen, lediglich als Geldanlage - auch unsere Pensionsfonds stecken darin. Mit Schwenk von satten Golfplatzgrüns, für deren Beregnung der Wasserverbrauch ganzer Kleinstädte vergeudet wird, über glitzernde Fassaden in die Leere dahinter, wo der Verfall gleich nach Fertigstellung beginnt, gelingen Wagenhofer aufschreckende Bildfolgen von Investruinen als „Geldanlagemaschine“.
An über 14 Handlungsplätzen und -Folgen über die ganze Welt zeigt Wagenhofer Resultate und Begleiterscheinungen der Fehlfunktionen des Geldes, die aus Skrupellosigkeit, Gier und politischer Strategie im vorherrschenden System möglich sind. Beeindruckend, wie viel hochkarätige Protagonisten er zum sprechen bringen konnte und faszinierend die Offenheit, mit der die Interviewpartner ungewollt/gewollt das schreckliche System entlarven. Darunter auch Überläufer, wie ein ehemaliger Weltbanker „zuerst schicken wir Wirtschaftskiller, die das Entwicklungsland mit riesigen Krediten überziehen, dann zum Eintreiben Schakale und wenn die nichts mehr bewirken Krieg“ - mit Verweis auf Irak. Fast von Onkel Dagobert’scher Komik ist es, wenn der Finanzsenator der britischen Kanalinsel Jersey vor Begeisterung prustend mit den Vorzügen seines Ländchens als Steueroase sich brüstet. Wagenhofer hält konsequent die dramaturgische Konzeption durch, seine Gesprächpartner ohne Fragen des Interviewers, Unterbrechung und Kommentar sprechen zu lassen. Der Film gibt mit Bild und Sprache Zustandsbeschreibungen. Die Frage, „kann das finanzkapitalistische System überhaupt funktionieren“ oder „braucht es bloß Spielregeln die überwachbar und deren Übertretung sanktionierbar sind“, lässt Wagenhofers engagierter Film den Zuschauer selbst sich stellen. Der sollte Finanzminister Peer Steinbrück angehen und diesen fragen, warum denn sein Ruf nach „Austrocknen der Steueroasen“ bisher so handlungslos verhallt ist?
Zur Zeit im Kino: Dresden Schauburg, Leipzig Kinobar-Prager Frühling