Der Gute Mensch von Sezuan
Premiere im Sommertheater Theaterruine St. Pauli
Die Götter halten Ausschau nach einem guten Menschen - ob sie einen entdecken? Zu erfahren in der Theaterruine St. Pauli. Mit dem Brecht-Stück begann die neue Frelift-Theater-Saison im Dresdner Hechtviertel. Viel Beifall gab es zu ausverkauften Premiere am 8. Mai.Neustadt Zeitung, Mai/Juni 2009, Seite 1 und 5
Liebesfräulein wird Gutmensch
(29.05.2009 Bäu) Auftakt zur Freiluftsaison in Dresdens ungewöhnlichstem, romantischstem Veranstaltungsort für laue Sommerabende - Regenschutz ist da - die Theaterruine St. Pauli im Dresdner Hechtviertel. Im Zehnten Jahr ihres Bestehens feierte die Truppe von Jörg Berger im ausverkauften Ruinenschiff furios Premiere ihrer inzwischen 15. Eigenproduktion mit Bertolt Brechts „Der gute Mensch von Sezuan“. Der Klassiker auf der Bühne, beliebt für schulische Paukerei, war länger schon in Dresden nicht zu sehen. Erschreckend aktuell stellt das Brechtsche Lehrstück Fragen zum ökonomischen Geschehen, gut oder böse, kann der Mensch zugleich so oder so wirken, gütig oder ausbeutend sein?Selbst die Götter wissen es nicht. Drei der selben kommen in die Stadt, gute Menschen zu finden, wenigsten einen, der trotz Krise in demoralisierter Gesellschaft nicht seine Wertvorstellungen und Güte aufgegeben hat. Nirgendwo finden sie Aufnahme für die Nacht, nur die ‚Leichte’ ShenTe feuert sogar ihre Freier aus dem Haus, die hohen Gäste zu beherbergen, ohne Lohn. Als Dank erhält die Gute von Ihnen die Startdollars um ein Tabakgeschäft zu begründen. Und damit beginnt die Handlung ihren Lauf des komödiantischen Spiels in gut zehn Bildern. Durch dieses führt mit großer und in der Ruine schon oft gezeigter Mimenkunst Karl-Michael Weber als Wasserträger Wang - Publikum, 50 Cent bereithalten! Herausragend Ingrid Schütze im Changieren zwischen Frau mit Herz (ShenTe) und skrupellosem Geschäftsmann (ShuiTa) sowie ShenTas Liebhaber (Alexander Keller), der allerdings beim Rocken noch nachlegen kann. Erwähnenswert köstlich auch Jens Otterberg, der ,mit asiatischem (Z)ungen(sch)lag aber in westlichem Bariton, die Götterruppe führt. Die Regie homogen burlesk, ohne Abstieg in Klamauk von Jörg Berger geführt und gleich so fantasievoll kostümiert und ausgestattet von Kathleen Mai; wie es schon Markenzeichen der Theaterruine ist. Verdienter, lang anhaltender Applaus, nachdem von allen Spielebenen der Ruine, Steg, Galerie, Turm, Fenstern die Spieler auf die Bühne stürmten und dem Publikum zuriefen „Verehrtes Publikum, los, such dir selbst den Schluss! Es muss ein guter da sein, muss, muss, muss, muss …!“
Information www.theaterruine.de