Elbphilharmonie Hamburg - Dresden
Sie könnte in Dresden stehen
Die Forderung eines Konzerthauses für die Orchester der Stadt Dresden an der Elbe ist alt. Sehr alt, schon. Richard Wagner wollte eins. Seins hat die Schwesterstadt an der Elbe Hamburg jetzt.Am 11. Februar 2017 eröffnete dort die ELBPHILHARMONIE mit einem exzellenten Konzertsaal, ausgetüftelt von Yasuhisa Toyota, Star der Akkustikkunst. Aufgesetzt, nahezu schwebend über einem historischen Hafenspeicher in einem außergewöhnlichen Bauwerk der Architektenkunst von Jaques Herzog und Pierre de Meuron. Auf einem Standort aufgepoldert im Hafenwasser stehend, spezifisch für die Stadt. Die Resonanz auf das Eröffnungsereignis war weltweit riesig.
Dresdens Oberbürgermeister Dirk Hilbert war zur Eröffnung dort und begeistert. … Die Elbphilharmonie sei ein beeindruckender Bau und der Saal ein echtes Schmuckstück. Doch stehe der Dresdner Kulturpalast dem Prunkbau in der Partnerstadt in nichts nach, wie die musikalische Qualität der Dresdner dem Hamburger Orchester in nichts unterlegen sein wird …
In Dresden startet die Philharmonie am 28. April 2017 eine neue Epoche im alten Gebäude mit einem neuen Konzertsaal. Dessen Qualität, die akustische sich erst beweisen muss wie auch dass es Spitze ist das Orchester - welches seinen Chefdirigenten Michael Sanderling jüngst erst verlor. Und früher schon Marek Janowski, der Wegging weil Dresden kein Konzerthaus hat. Und die die Dresdner Staatskapelle gibt ihre Konzerte weiter beengt im Opernhaus, der Semperoper – wenn auch in einem neuen, fulminanten „Konzertzimmer“. Es bleibt das festgestellt werden muss:
Schade, dass Dresden seine Chance verpasste
ein Haus ausschließlich für seine Orchester zu erhalten!
Die „HH-Michel“ und Handelsstadt an der Elbmündung, auf musisch-musikalischem Gebiet höchstens als Brahms-Stadt bekannt, geriert sich nun Musikstadt zu werden (Oberbürgermeister Olaf Scholz in seiner Eröffnungsrede) - Dresden dagegen, muss sich mühen, seinen historischen Ruf einer Musikstadt nicht zu verlieren. Bäu 11.1.2017
Konzerthaus kontra Kulturpalast
In den Aufbruchjahren nach der Wende beginnend, ab 2005 massiv, belebten kulturbürgerliche Initiativen den Anspruch Dresdens auf ein „Konzerthaus als Spielstätte für beide Orchester Stadt - das als solitäres Gebäude an der Elbe per se internationale Ausstrahlung hat“. Artikuliert in einem Zeitungsartikel forderte Fabio Luisi, Chefdirigent der Staatskapelle Dresden, ein Konzerthaus zu bauen. Andererseits besann sich die Stadt ihren sanierungsbedürftig gewordenen Kulturpalast um- und einen Klassik-Konzertsaal einzubauen für die Städtische Philharmonie. Juli 2008 stimmte der Stadtrat dafür, die Planung seines Umbaus aufzunehmen. Diese Entscheidung befeuerte die Dresdener Streit-(Un)Kultur zur Frage: Braucht Dresden ein Konzerthaus oder reicht der Umbau des Kulturpalastes?folgend einige der Positionierungen, aus den Jahren als um das Konzerthaus gerungen wurde
Ikone an der Elbe? Die Vision eines Konzerthauses für Dresden
– lesen
Weitere Stimmen: Architekt Stefan Braunfels
… Den schönsten Standort in Deutschland für ein Orchesterhaus hätte derzeit Dresden zu bieten, und zwar gegenüber der Brühl‘schen Terrasse, am anderen Ende der Augustusbrücke mitten auf der Wiese. Als ich mich vor 20 Jahren an den Entwurf für das Leitbild zum Wiederaufbau der Innenstadt Dresdens gemacht habe, habe ich mich besonders mit der Konzertsaal- und Standortfrage beschäftigt. Ich hatte auch schon einen Entwurf vorgelegt, aber jetzt hat sich die Stadt entschieden, den Kulturpalast für teures Geld zum Konzertsaal auszubauen. In meinen Augen eine völlig falsche Entscheidung. Ein neuer Konzertsaal wäre Möglichkeit gewesen, der alten fantastischen Barockstadt Dresden eine moderne Skulptur gegenüberzustellen. ... (Auszug FonoForum 08/2010)
Förderverein Konzerthaus-Stiftung: Finanzierung öffentlich-privat
Nachdem Fabio Luisi in einer Zeitungsveröffentlichung für ein neues Konzerthaus in Dresden geworben hatte, sagten ihm kulturengagierte aus Bürgerschaft, Wirtschaft und Wissenschaft Unterstützung zu. Sie boten an, mit einer Millionenkreditgabe (50 M€) sich an der Finanzierung eines Konzerthaus-Neubaues zu beteiligen. Es formte sich eine bürgerschaftliche Interessengruppe – später der Förderverein e.V. - welche die Vision Konzerthaus-Neubau in die Öffentlichkeit, an Kulturprominenz und politische Entscheidungsträger kommunizierte.Vom Freistaat Sachsen, der Träger der Staatskapelle ist, kam durchaus einzelne Zustimmung doch keine offizielle Erklärung. Seitens der Stadt wurde vorgehalten, dass der Kulturpalast zwingend grundhaft saniert werden müsse wobei der Saal zu einem hochwertigen aufgewertet werden kann. Auch von der Philharmonie wurde das vehement betrieben. Gegen alle Stimmen aus Kultur-, Musik-, Fachwelt, fiel die Entscheidung im Dresdner Stadtparlament für einen Umbau des Kulturpalastes. Mit Mehrheit, nur die Partei der Linken stimmte dagegen. Planung und folgend der Umbau des Kulturpalastes begannen. Die Realisierung eines Konzerthaus-Neubaues in naher Zukunft ist passé. So bleibt sie nächsten Generationen vorbehalten ... (Initiative Konzerthaus)
Dirigent Harmut Haenchen: Sächsische Akademie der Künste
Alle Weltstädte haben für ihre Orchester Konzerthäuser, Tokio davon gleich 105. Und das mit 75 Tausend Einwohnern vergleichsweise kleine Luzern am Schweizer Vierwaldstätter See leistet sich seit 1998 ein Kulturzentrum mit einem der besten Konzertsäle der Welt, das mit eigenen, Gastspielen von Weltorchestern und Festivals jährlich 200 Tausend Besucher in die Stadt holt. Damit führte Professor Hartmut Haenchen bei der Podiumsdiskussion „Für ein neues Konzerthaus in Dresden“ ein, zu der die Sächsische Akademie der Künste am 15. Oktober 2009 in das Blockhaus eingeladen hatte.Professor Udo Zimmermann, Präsident der Sächsischen Akademie der Künste erklärte dazu: „Mit dem ganzen Gewicht der 141 Mitglieder sprechen wir uns für den Bau eines eigenständigen Konzerthauses an prominenter Stelle in Dresden für die beiden Spitzenorchester Staatskapelle und Philharmonie aus. Zugleich wenden wir uns gegen den Umbau des Kulturpalastes und warnen vor dem Verlust dieses Veranstaltungsortes als Multifunktionsstätte auch für Populärkultur.“ Wolfgang Kil, Sekretär der Klasse Baukunst der Akademie, ergänzte, es sei ein Unding, die Substanz des Kulturpalastes zu opfern, denn nur vollständig, mit der markanten Außengestalt und innen behutsam restauriert bleibt er ein Kulturdenkmal aus der inzwischen als bedeutsam angesehenen Bauepoche der Nachkriegsmoderne. Das letzte Kulturhaus, nach Abriss des Berliner Palastes der Republik, sagte Wolfgang Kil und das gilt es zu bewahren.
Fakt ist, dass die Stadt nach dem Beschluss des Stadtrates im Juli 2008 plant, den Festsaal zu einem reinen Konzertsaal nur für die Dresdner Philharmonie umzubauen - denn Fabio Luisi, Generalmusikdirektor der Staatskapelle, bekräftigte mehrmals, sein Orchester werde niemals dort spielen. Auch sollen das Kabarett Herkuleskeule und die Stadtbibliothek mit ins Haus ziehen. Für den Konzertsaal liegt auch schon ein Entwurf eines Architektenwettbewerbs der Preisträger Gerkan, Marg und Partner, Hamburg, vor. Dessen Akustik bedarf jedoch noch einer Vorprüfung und sie ist in der Ausführung mit Risiken behaftet.
Über die Kosten und Risiken sprach Professor Ulrich Bauch (Kaiser Baucontrol Ingenieurgesellschaft) der in einem Gutachten auf Umbaukosten mit Risikozuschlag von 85 Millionen Euro kommt. Weitere 33 Millionen sind zu veranschlagen für eine adäquate Ersatzspielstätte für die ‚heitere Muse’, denn rund 80 Prozent solcher Veranstaltungen wären im umfunktionierten Kulturpalast nicht mehr möglich. Das bestätigte Veranstalter Bernd Aust in seinem emotionalen Redebeitrag „seit 40 Jahren spielen wir mit meiner Band Electra im Festsaal, nach dem Umbau wären wir aus dem Kulturpalast vertrieben“. Für eine Konzerthalle mit Kammermusiksaal errechnet Bauch 113 Millionen Euro einschließlich Grunderwerb. Für die Sanierung des zu erhaltenden multifunktionalen Kulturpalastes setzt er 30 Millionen an. Und nur ein Vergleich von Varianten mit gleichem Nutzungsgehalt, wie Bauch es sachlich nennt, ist reell.
Ex-Baubürgermeister, Gunter Just, brachte den stadtbaulichen Gewinn ins Gespräch „mit einer Philharmonie in außergewöhnlicher, neuer Architektur die leuchtet, auf einer der vielen Brachen, die wir noch haben, sei es an der Elbe vis a vis Blockhaus, sei es am Postplatz. Das braucht Dresden für sein Image, nach außen, für den Tourismus - dringend“. Zwingend sei es auch, beiden Orchestern ein, ihrem Rang angemessenes und ihre Qualität steigerndes, Haus zu geben. Und damit auch den tradierten Musikruf Dresdens und Sachsens mit einer 460 Jahre durchgängig musizierenden Kapelle in Zukunft zu sichern. ... ... (Bäu 29.10.2009)
Weltelite der Dirigenten für ein neues Konzerthaus in Dresden
- In Dresden mangelt es nach wie vor an einem erstklassigen Konzertsaal, um sich dauerhaft mit international bedeutenden Musikmetropolen wie Berlin, Wien, Amsterdam, St. Petersburg, New York und Tokyo vergleichen zu können
- Ein neues Konzerthaus könnte ein Leitbau für zeitgenössische Architektur werden – sowie Semperoper und Frauenkirche exemplarisch für die historische Bausubstanz der Stadt sind
- Ein neues Konzerthaus könnte zahlreiche Kulturtouristen anlocken und würde regelmäßige Gastspiele internationaler Spitzenorchester ermöglichen
(Großanzeige Dresdner Neueste Nachrichten 5. November 2009)